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Kulturprofil für die Stärken der Stadt

13.12.2013 | Am Mittwoch begann der Dialogprozess zur Weiterentwicklung des Rüsselsheimer Kulturprofils. Dabei trat Kulturdezernent Dennis Grieser nachdrücklich für den Erhalt der kulturellen Einrichtungen in der Stadt ein. Nach der Auftaktveranstaltung im Haus der Kirche werden jetzt vier Fachkonferenzen eingerichtet. Im kommenden Jahr soll die Stadtverordnetenversammlung den Entwurf des Kulturprofils beschließen.


Foto: Peter Thomas

Mit einem sehr gut besuchten Diskussionsabend hat am vergangenen Mittwoch der Prozess zur Weiterentwicklung des Rüsselsheimer Kulturprofils begonnen. Rund 100 Menschen kamen auf Einladung von Dennis Grieser, Bürgermeister und Kulturdezernent der Stadt Rüsselsheim, zu der Veranstaltung im Haus der Kirche „Katharina von Bora“. Der Prozess hat zum Ziel, das 2008 erstmals beschlossene Rüsselsheimer Kulturprofil weiterzuschreiben. Insbesondere soll damit aktuell definiert werden, wohin sich die Kulturpolitik und die Kulturlandschaft der Stadt in den kommenden Jahren entwickeln – „angepasst an die Lebenswirklichkeit des Jahres 2014“, sagte Bürgermeister Grieser. Transparent dokumentiert wird der Dialogprozess insbesondere auf der Webseite www.kulturportal-ruesselsheim.de.

ScreenKulturProfil290In einem nächsten Schritt werden nun vier Fachkonferenzen zu den Themen Kulturelle Bildung, Kulturelle Unterhaltungsangebote, Kulturelles Stadtprofil und Kulturelles Erbe ihre Arbeit aufnehmen. Erste Eckpunkte für diese Themenbereiche hatte der Kulturdezernent bereits am Mittwoch zur Diskussion gestellt. Der gesamte Prozess wird vom Eigenbetrieb Kultur123 Stadt Rüsselsheim begleitet und organisiert. Eckhard Kunze, Leiter von Kultur123, hatte am Mittwochabend die Eckpfeiler des bisherigen Kulturprofils vorgestellt und eine Bilanz zu dessen Umsetzung gezogen. Neben den vielen positiven Ergebnissen nannte Kunze dabei auch weiter ausbaufähige Bereiche – insbesondere müsse Kulturarbeit noch mehr Menschen in der Stadt erreichen.

Kulturdezernent Grieser trat in dem von Dr. Frank H. Schmidt moderierten Abend nachdrücklich für den Erhalt der Rüsselsheimer Kultureinrichtungen ein. Angesichts der kulturellen Angebote im Ballungsraum Rhein-Main, die sich gegenseitig ergänzten, könne und müsse die Stadt zwar nicht alles selber machen, sagte Grieser. Aber der Erhalt der für die kulturelle Bildung notwendigen Infrastruktur sei zwingend: „Ich glaube, dass Rüsselsheim ohne Stadtbücherei, Volkshochschule, Musikschule, Theater, Museum, Stadtarchiv, Opelvillen und Rind nicht denkbar ist“, betonte der Kulturdezernent. Nun müsse ausgelotet werden, wie dieses Ziel mit dem finanziellen Hintergrund der Stadt verbunden werden könne. „Der Erhalt der Einrichtungen heißt nicht, dass wir den Status Quo hinsichtlich der Frage, wie Leistungen erbracht werden, komplett erhalten können“, sagte Grieser zur Notwendigkeit von Einsparungen.

In seinen Kernthesen zur Weiterentwicklung des Kulturprofils betonte der Kulturdezernent am Mittwochabend, dass künftige Kulturpolitik ein Programm für alle Menschen in der Stadt ermöglichen müsse – gerade auch für diejenigen, die bisher vielleicht noch nicht dabei gewesen sind. Denn so könne Rüsselsheim seine kulturelle Vielfalt und Heterogenität als Chance und Stärken begreifen. Dabei solle sich Rüsselsheim in seiner Kulturpolitik stärker auf die Stadt selbst besinnen: „Wir wollen uns auf die Stadt und ihre Bevölkerung konzentrieren“, sagte Grieser. Dazu gehöre, dass etablierte Marken wie Jazz-Fabrik und Cinema Concetta Filmförderung weiter unterstützt würden. Es könne aber nicht das Ziel sein, neue Leuchtturmprojekte zu entwickeln, die in erster Linie auf eine Strahlwirkung in die Region setzten. Wenn hingegen ein Produkt für Rüsselsheim so gut sei, dass es weit über die Stadt hinaus wirke, sei das ein sehr positiver Nebeneffekt, sagte der Dezernent.

Die angeregte Diskussion mit dem Publikum machte am Mittwoch unter anderem deutlich, wie wichtig die stärkere Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund in die Entwicklung des Kulturprofils ist: „Das Kulturprofil ist nur etwas wert, wenn es die kulturellen Bedürfnisse von möglichst vielen Menschen vertritt“ sagte Museumsleiterin Dr. Bärbel Maul. Außerdem traten Bürger für „den Erhalt kultureller Grundnahrungsmittel“ ein und für eine Zukunft, „in der nicht mehr Einzelkämpfer auftreten, sondern wir alle gefragt sind“. Die Entwicklung des Opel-Altwerks „zu einem Stück Lebenskultur für die Stadt“ wurde ebenso eingefordert wie die bessere Repräsentation der kulturtreibenden Vereine der Stadt mit ihren 6.000 Mitgliedern im neuen Kulturprofil. Auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Tradition der Vororte und der Innenstadt solle gestärkt werden, statt sich ausschließlich auf Festung, Opel-Altwerk und Opelvillen zu konzentrieren.

Der kommende Entwicklungsprozess diene nun dazu, „gemeinsam Antworten zu finden, die uns verlässlich über die nächsten Jahre in der Kulturpolitik tragen können und werden“, sagte Kulturdezernent Grieser am Mittwoch. Der Bürgermeister betonte dabei den dynamischen Charakter der Arbeit am Kulturprofil: Es könne keine statischen und immer gültigen Lösungen in der Kulturarbeit geben, stattdessen müsse Kultur immer flexibel auf die sich verändernden Rahmenbedingungen und Faktoren reagieren.